Klara Enss – Eine Sylter Biografie
Kritisch Denken, politisch handeln – gut leben.
„Der Stamm nannte sich NSG- Sylt und deren Häuptling war eine weise und weißhaarige Frau. Ihr Name war Clara Enss. Ihre Ausstrahlung als eine angenehme Mischung zwischen Inge Meysel und Jutta Ditfurth zu beschreiben gibt einen Geschmack, trifft aber die Farbe ihrer Persönlichkeit nicht wirklich korrekt. Eine Grande Dame des Sylter Umweltschutzes würde schon eher passen. Vielleicht eine gute Mischung aus alledem.“
1923 wurden das Morsum- Kliff mit der Morsum- Heide sowie die Lister Dünen mit der Halbinsel Ellenbogen durch Innitiative von Ferdinand Göbel unter gesetzlichen Naturschutz gestellt. Dr. Knud Ahlborn führte den „Verein Naturschutz Sylt“ als Vorsitzender bis 1975. Auf seinen Vorschlag hin wählte die Vereinsversammlung die Vorsitzende der „Bürgerinitiative Sylt e.V.“ zur Nachfolgerin.
Über 25 Jahre setzte sich Frau Clara Enss ein für die Natur der Insel und darüber hinaus. Es fing 1971 an mit der Bürgerinitiative Sylt gegen das Hochprojekt Atlantis. Ihr Werk war die Zusammenführung vieler aktiver Menschen mit dem verdienten Verein Naturschutz Sylt, deren Vorsitz sie 1975 übernahm. Nach der Fusion mit der Bürgerinitiative 1977 zur Naturschutzgemeinschaft Sylt führte sie den Verein bis 1994. Zusammen mit anderen Engagierten wurde eine vorbildliche Betreuung der Naturschutzgebiete Morsum- Kliff und Braderuper Heide durchgesetzt. Das Naturzentrum Braderup wurde 1980 Mittelpunkt der Vereinsarbeit. Atomkraftwerke im Wattenmeer, Anrennen gegen Brokdorf und anderswo, Einsatz gegen überflüssige Großeindeichung, Nordseeschutz und Seehundssterben, Gründungsmitglied des BUND Schleswig- Holstein, Sylter Ratschlag und zuletzt die Bürgerinitiative Rettet Sylt bildeten Etappen ihres Engagements. Für viele war sie unbequem und ein Ärgernis, für viele ein Vorbild. Sie vereinte Sachkenntnis, Emotionen und Zivilcourage.
„Wenn wir auch nicht die fachliche Kompetenz besitzen, so wissen wir doch, wie menschliches Fehlverhalten sich auf unseren Globus auswirkt. Wir wissen genug, um sofort zu handeln. Für uns im Medienzeitalter gibt es nicht die Ausrede, dass man nichts gewusst habe.
…Die Beweislast, dass wir wider besseres Wissen handeln, ist erdrückend. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Zeitbombe tickt, dass unser gesamter Alltag und unsere technisch industruielle moderne Welt eine einzige Zustimmung in kleinen raten zur Zerstörung der Ozonschicht, zur Abholzung des tropischen Regenwaldes und zur Vergiftung des Nordsee ist. Peter Kafka sagt ganz richtig, dass uns kein Naturgesetz, sondern ganz gewöhnliche Dummheit den Garaus macht. Das Tragische daran ist, dass wir ohne Zweifel das Intelligenteste sind, das auf der Welt ist!
…Sylt, dieser unnachahmliche Kosmos, dessen zauber jeden gefangen nimmt, der ihn betrifft – für ein paar Urlaubswochen, für ein ganzes Leben. Sylt-innig geliebt, viel geschmäht, Ruhepol für Erschöpfte, Kontakthof für Einsame, sorgsam behütet, von Künstlern umworben, von beutemachern umschwirrt – Heimat und Spekulationsobjekt – Sylt mit Vogelstimmen, Heideduft, blühenden Wegrändern, Dünen und Wolkentürmen. Bevor diese Insel Versinkt, hat sie unseren Dank durch Handeln verdient.“
Klara Enss
Daraus ergab sich der Versuch ein Buch über die Sylterin Klara Enss (1922 – 2001) zu verfassen. Die Biografie basiert auf Tagebüchern dieser Landwirtstochter und Schauspielerin, Pensionsbesitzerin und Anti-AKW-Aktivistin. Es werden die Chancen der Veränderungen gezeigt und bietet eine ungewöhnliche Innenansicht der Umweltbewegung der Bundesrepublik.
In der folgenden PDF- Datei ist eine „Projektskizze zur Geschichte der eigensinnigen Klara Enss“ von der Umwelthistorikerin Dr. Anna-Katharina Wöbse zu finden.