Die Braderuper Heide erhält eine feurige Verjüngungskur
Die Heide brennt! Und wir fiebern mit. Zum ersten Mal seit elf Jahren, und das zweite Mal überhaupt auf Sylt, wurde vorgestern in der Braderuper Heide Feuer gelegt. Dabei handelt es sich nicht um Rodung, sondern um eine notwendige Pflegemaßnahme. Die Heide ist Heimat für immerhin 2500 Tier- und 150 Pflanzenarten und damit als besonders wichtiger Lebensraum zu erhalten. Anzumerken ist, dass die Hälfte der besagten Organismen zusätzlich noch auf der roten Liste steht. Unter Leitung des Feuerökologen Prof. Dr. Goldammer aus Freiburg und mit der Unterstützung der Wehren aus Wenningstedt-Braderup und Kampen wurde gegen 13:00 Uhr ein Bereich von ca. 1ha kontrolliert heruntergebrannt.
Mit der Absicht, langsam und tief anstatt schnell und oberflächlich zu brennen, legte Prof. Dr. Goldammer das Feuer entgegen der Windrichtung. Er begann an der Nordseite der eingegrenzten Heidefläche und arbeitete sich an den Seiten vor, um zu verhindern, dass das Feuer unkontrolliert auf angrenzende Flächen überspringen konnte. Stückweise wurde die Heide nach dieser Vorgehensweise niedergebrannt. Gegen 15:00 Uhr wurde an der südlichen Grenze ein Gegenfeuer gelegt, welches mit der Windrichtung brannte. Es entzog dem entgegenkommenden Feuer die Nahrung, sodass der Brand sich schließlich selbst löschte. Der Regen gestern Nacht sorgte dafür, dass der Großteil der verbleibenden Glut erlosch.
Letztendlich brannte man eine kleinere Fläche als geplant, da ein angrenzendes Gebiet bereits vor 15 Jahren geplaggt wurde (Entfernung des Bewuchses inklusive oberster Humusschicht) und man ein unbehandeltes Mittelstück erhalten wollte, um den Unterschied zwischen beiden Bereichen zu verdeutlichen.
Jegliche Bedenken, dass bei dem Heidebrand Tiere Schaden genommen haben könnten, räumte ein Kontrollgang von gestern morgen aus dem Weg. Das langsame Abbrennen verschaffte der Tierwelt einen Vorsprung, um entweder auszuweichen oder sich in tiefere Bodenschichten zurückzuziehen. Denn das Feuer erhitzte nur die obersten Zentimeter der Heidefläche. Es wurden keine verendeten, dafür aber verschiedene lebende Tiere wie Insekten, Vögel und eine Waldeidechse gefunden, die die Fläche zu ihren Vorteilen nutzen.
Das Abbrennen der Braderuper Heide wird, einer Verjüngungskur gleich, für ihren Erhalt sorgen. Der Nährstoffentzug wird die Heidepflanzen begünstigen, da diese an besonders nährstoffarme Böden angepasst sind. Ursprünglich wurden Heideflächen kulturell auf vielfältige Weise genutzt und damit jung gehalten. Doch schon seit längerem hat die Heide kaum bis keine wirtschaftliche Bedeutung mehr. Durch das Ausbleiben der Nutzung reichert sich eine Humusschicht an, die zur Verholzung der Heide führt und darüber hinaus das Wachstum zahlreicher anderer Pflanzen fördert. Diese verdrängen die Heide nach und nach, beherbergen jedoch wesentlich weniger Arten. Um diesem natürlichen Prozess vorzubeugen bzw. ihn aufzuhalten, verbrannten am Mittwoch mit dem violetten Pflanzenteppich alle Gräser, Sträucher und Bäume, die in der Heide „unerwünscht“ sind. Die Wurzeln der Heidearten aber bleiben im Untergrund erhalten. In den nächsten Jahren wird die Heide neu austreiben, sodass unser hübsches Braderup schon bald in neuer Blüte stehen wird.
Das Team der NSG