Heide in die Gärten – Interview
Das Naturschutzzentrum Braderup setzt sich mit neuem Projekt für den Erhalt der Sylter Heide ein.
Für den Erhalt, die Pflege und die Neuanlage von Heideflächen auf Sylter Privatgrundstücken setzt sich jetzt die Naturschutzgemeinschaft Sylt mit dem Projekt „Heide in die Gärten“ ein.
Violett, wohin das Auge reicht. Von Mai bis September lässt die lila-violette Blütenpracht der Heide die Sylter Landschaft erstrahlen. Die Insel hat eine besondere Verantwortung für diesen Lebensraum, denn die Hälfte der gesamten Heideflächen Schleswig-Holsteins befinden sich auf der Insel.
Geschäftsführerin und Diplom-Biologin Margit Ludwig über das Projekt, Festungen in Sylter Gärten und Rollrasen:
Worum handelt es sich bei Ihrem neuen Projekt?
Wir verfolgen das Ziel, die Heideflächen auf Sylt zu erhalten. Dabei liegt unser Fokus auf der Geestheide, also der Heide, die auf dem Boden des Inselzentrums in und vor den Gärten Wenningstedts und Kampens wächst. Diese Heide ist eine andere als die, die man in den Dünenlandschaften oder auf der Westseite der Insel findet. Die Heide, von der wir sprechen, entstand ursprünglich durch Menschenhand und ist dadurch eine etwa 1000 Jahre alte Kulturlandschaft. Der Erhalt dieser Kulturlandschaft liegt uns, aber auch der Landesregierung, sehr am Herzen.
Einmal vom optischen Aspekt abgesehen, warum sollte man sich Heide in den Garten pflanzen?
Heideflächen sind ein einzigartiger Lebensraum, die 2 500 verschiedene Tierarten sowie 150 Pflanzenarten beherbergt. Unter ihnen gibt es viele selten gewordene Arten, die nur auf Heideflächen zu finden sind.
Anfang des 20. Jahrhunderts galten Heideflächen noch als nutzloses Land, da die Böden nährstoffarm sind und die Heide die Menschen nicht ernähren konnte. Heute hat der Mensch einen anderen Blick auf seinen Lebensraum und es geht ihm auch um dessen Erhalt.
Sie haben für die Verbreitung Ihres Projektes eine Broschüre drucken lassen. Wen möchten Sie damit erreichen?
Unsere Broschüre „Heide in die Gärten“ richtet sich an alle Bewohner dieser Insel, die noch Heidegärten besitzen. Natürlich darf sich auch jeder angesprochen fühlen, der Heide in seinen Garten pflanzen will. Wir möchten einfach die Menschen auf Sylt für die Heidelandschaft begeistern und sie bei der Pflege ihres Gartens unterstützen.
Außerdem richtet sich unser Projekt auch an die Garten- und Landschaftsbaubetriebe dieser Insel, damit diese die Ratschläge zur Heide zu den Gartenbesitzern transportieren. Da viele Zweitwohnungsbesitzer ihre Gartenarbeit nicht selbst, sondern von den Gärtnereibetrieben auf der Insel ausführen lassen, können wir auch über diesen Weg unser Projekt vorstellen.
Neben der beratenden Broschüre werden wir aber auch eine Saatgut anbieten. Dafür befüllen wir kleine Tütchen mit einer Mischung verschiedener Pflanzensamen, mit der drei Quadratmeter angesäht werden können. Der Inhalt der Tüten ist eine Zusammenstellung derjenigen Pflanzen, die eine artenreiche Blumenwiese entstehen lassen. In der Saatmischung ist nicht nur die bekannte violette Besenheide, sondern auch andere Pflanzenarten, die Insektenarten anlocken. Tiere kommen einfach dahin, wo Artenvielfalt herrscht und bereichern wieder unsere Landschaft – und das liegt uns sehr am Herzen.
Gab es irgendwelche Probleme, dieses Projekt auf Sylt anzustoßen?
Wir haben das Problem, dass es immer weniger Menschen auf Sylt gibt, die hier ganzjährig leben. Dadurch gehen alte Informationen und eine gewisse Tradition verloren. Wir möchten die Informationen zu den neuen Hausbesitzern transportieren und sie für die Schätze, die sie in ihren Gärten haben, sensibilisieren – und auch ihren Blick dafür schärfen, dass Artenvielfalt nicht auf dem Rollrasen stattfindet.
Die Gärten vieler Häuser sind heute leider oft verbarrikadiert. Die Häuser der Friesen wurden aber früher auf freie Flächen gebaut. Heute sind es oft regelrechte Festungen, die Hecken so hoch, dass das Haus dahinter nicht mehr erkannt werden kann. Dabei ist es doch die Transparenz, die den Norden ausmacht und auch der Grund, warum die Leute nach Sylt kommen: der freie Blick, die freie Landschaft und die tollen Heideflächen.
Wie ist die bisherige Resonanz für ihr Projekt auf der Insel?
Die ist sehr positiv, sowohl von den Bewohnern als auch vom Land und den Garten- und Landschaftsbetrieben. Ich bin davon überzeugt, dass die Bereitschaft der Hausbesitzer für eine Gartengestaltung mit Heide da ist und dass jeder in seinem Garten noch ein Eckchen für eine kleine Heidelandschaft frei hat.
Entnommen aus der Sylter Rundschau vom 15.10.2014