Morsum-Kliff – Facelifting durch Orkantief Xaver
Das Orkantief Xaver hielt wohl die meisten Norddeutschen für knapp 36 Stunden auf Trab. Auch bei uns auf Sylt war der Orkan mit seinen Orkanböen von 140 km/h und mehr intensiv zu spüren. Der ein oder andere wurde sicherlich an die verhängnisvolle Sturmflut von 1962 und viele an den Sturm Anatol von 1999 erinnert. Doch die Schäden hielten sich dieses Mal in Grenzen und Personen wurden weitestgehend nicht verletzt. Das alles Dank dem aufopferungsvollen Einsatz unserer Rettungskräfte, der Investitionen in den Küstenschutz und der Wissenschaft, die diesen Orkan so gut vorhersagte wie nur wenige andere zuvor.
Dennoch hat der Orkan das Gesicht Sylts nachhaltig verändert und das sieht man nicht zuletzt am Morsum-Kliff. Allein die Höhe des angeschwemmten Spülsaumes lässt bereits erahnen wie hoch sich das Wasser aufstaute. Gleiches gilt für die drei charakteristischen Gesteinsschichten, die am Morsum-Kliff zu Tage treten.
Der schwarze Glimmerton ist nun viel deutlicher zu sehen, da die Fluten ihn der Vegetation entledigten. Ebenfalls ein neues Äußeres zeigt nun der rote Limonitsandstein. Zahlreiche filigrane Strukturen, die durch verschiedene mineralische Verbindungen über Jahrmillionen entstanden, sind nun wieder an die Oberfläche getreten und für Jedermann sichtbar. Die Abbruchkante des weißen Kaolinsandes zeigt nochmals eindrucksvoll wie hoch das Wasser am höchsten Punkt der Sturmflut stand.
Insgesamt zeigt das neue Gesicht des Morsum-Kliffs auf überwältigende Weise die enorme Kraft der Naturgewalten. Wenn man nun seine Runde am Kliff dreht erkennt man überall die Handschrift des Orkans. Dann steht man einmal mehr voller Ehrfurcht vor dieser einzigartigen Gesteinsformation und wird sich darüber bewusst wie klein der Mensch und wie groß die Natur doch letztlich ist.
Um dieses neue Erscheinungsbild und sich selbst nicht zu gefährden ist es nun umso wichtiger auf den Wegen zu bleiben. Der Orkan hat große Teile des Kliffs unterhöhlt, wodurch die Stabilität der Kliffkanten beeinträchtigt wird. Unabhängig davon sollte es in unser aller Interesse sein, dass der Mensch dieses Naturschutzgebiet nicht mehr prägt als unbedingt notwendig. Auch deshalb sollte man den vorgesehenen Pfaden folgen. Denn jede Spur, die der Mensch hinterlässt, verwischt eine Spur der Natur.
André Querbach