Totfunde von Basstölpeln und Seeschwalben entlang der Nordseeküste
Medieninformation der Nationalparkverwaltung
Tönning, 23. Juni 2022
Die Vogelgrippe (H5N1 Virus) an der schleswig-holsteinischen Nationalparkküste war bisher ein winterliches Phänomen. In den vergangenen Wochen aber hat sich ein Virus unter Brutvögeln sowie Hochseevögeln wie Basstölpeln und Seeschwalben verbreitet. Wegen zahlreicher Meldungen aus der Bevölkerung sieht sich die Nationalparkverwaltung nun zu einem Appell veranlasst. Der lautet:
„So traurig der Anblick sterbender Vögel auch ist – an der Vogelgrippe erkrankten Tieren kann man nicht helfen“
so der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse.
Um sie nicht zu beunruhigen oder zusätzlich zu stressen, sollte man sie vielmehr in Ruhe lassen und Abstand halten. Auch tote Tiere sollte man nicht anfassen und außerdem Hunde fernhalten. Funde von verendeten Vögeln im Nationalpark und auf den Landesschutzdeichen können an die Nationalparkverwaltung gemeldet werden, außerhalb dieser Bereiche sind die Ordnungs- und Veterinärämter der Kommunen zuständig.
Basstölpelkolonie auf Helgoland
Bei den aktuellen Funden handelt es sich vor allem um eine noch unbekannte Zahl an Basstölpeln, die jetzt tot oder geschwächt an den Stränden etwa auf Sylt angespült werden. Entsprechende Meldungen gibt es auch aus Dänemark. In den ersten drei Juniwochen sind in Nordfrankreich und den Niederlanden ganze Brutkolonien von Brandseeschwalben mit Tausenden von Paaren durch die Vogelgrippe ausgelöscht worden, auf den schottischen Shetland- und Orkney-Inseln gibt es seit längerer Zeit entsprechende Meldungen über Basstölpel und Skuas.
In Deutschland wurde bereits Anfang Mai ein Vogelgrippe-Ausbruch an der Ostseeküste (Langenwerder/ Mecklenburg-Vorpommern) dokumentiert. Inzwischen sind auch im deutschen Wattenmeer (Minsener Oog/ Niedersachsen und auf Neuwerk im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer) Brandseeschwalben betroffen. Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde die Vogelgrippe in der ersten Junihälfte an toten Brandseeschwalben aus der Brutkolonie auf der Hallig Norderoog nachgewiesen sowie an einigen Tieren auf Trischen.
„Über die Hintergründe wissen wir noch kaum etwas“, sagt Michael Kruse; darum nähmen die Nationalpark-Ranger:innen weiterhin Tupferproben von verendeten Vögeln. Die Nationalparkverwaltung stehe in engem Kontakt mit den für Funde außerhalb des Nationalparks zuständigen Kreisbehörden sowie mit dem Landeslabor Schleswig-Holstein und dem Friedrich-Löffler-Institut, die mit der Probenanalyse befasst sind. Bei den vorhergehenden winterlichen Vogelgrippewellen habe sich eine gute Zusammenarbeit auch innerhalb des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) mit den Kolleg:innen von den Bauhöfen etabliert.
Die Ausbreitung der Vogelgrippe in Kolonien der Seevögel während der Brutzeit ist besorgniserregend. In den Kolonien brüten Seeschwalben, Kormorane oder Basstölpel auf engem Raum, sodass sich der Virus schnell übertragen und so ganze Kolonien auslöschen kann. Da es im Nordseeraum nur noch wenige Brutgebiete dieser bedrohten Arten gibt, könnten die Teilpopulationen in Deutschland durch dieses Massensterben verschwinden. Daher fordern Naturschützer des Verein Jordsand eine weitere Ausweisung von Brut- und Schutzgebieten, da größere und verteiltere Populationen resistenter gegenüber Krankheiten sind.
Weitere Informationen der Nationalparkverwaltung hier.
Quellen: Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein,
Verein Jordsand
Bilder: Moritz Mestwerdt (BFD), Helgoland 2022