Auf 132 Beinen durch das Wattenmeer
Im Rahmen der Wenningstedter Hundstage nahmen 24 Hundebesitzer mit ihren Tieren an einer Wattführung speziell für Vierbeiner tei. Kampen:
132 Beine im Schlick – macht ergo 66 Wattwanderer. In diesem Fall ausnahmsweise nicht: Es sind 24 Frauchen und Herrchen, die mit ihren 21 Vierbeinern an diesem Morgen im Rahmen der Wenningstedter Hundstage einen Spaziergang der besonderen Art unternehmen. Auch für Lars Caspersen ist dies Neuland. Zwar hat der Mitarbeiter der Naturschutzgemeinschaft Sylt schon viele Wattführungen geleitet, doch die gemischte Gruppe stellt eine Premiere dar. Und dann stapfen die Zwei- und Vierbeiner vom Treffpunkt nahe der Kampener Vogelkoje auch schon munter los gen Watt – Erstere unisono in schützenden Gummistiefeln, Zweitere ganz naturverbunden ohne Schuhwerk. Überwiegend sind es Urlauber, die mit ihren angeleinten Lieblingen Lars Caspersen folgen.
So wie Annette Basson aus Neuss, die wegen der Wattwanderung eigens einen Urlaubstag
dran gehängt hat. „Das wollte ich mir nicht entgehen lassen.“ Ihr agiler Australian Shepherd „Jet“ hingegen weiß noch nicht so recht, was er von der grauen Schlickwüste und den vielen anderen Hunden halten soll. Er bellt erst einmal ausgiebig mit sich selbst um die Wette. Die Artgenossen hingegen zeigen sich sehr entspannt und beäugen Lars Caspersen neugierig, als er mit seiner Forke im Schlick gräbt. Eine schöne Geste, findet „Paul“ offenkundig und fängt sogleich an, ebenfalls fleißig zu buddeln. Da mag auch Jack Russel–Mix „Lotte“ nicht nachstehen, deren Frauchen Lisa Geißler seit drei Jahren auf Sylt lebt und schon lange vor hatte, eine Wattwanderung zu unternehmen. „Es ist toll, dass ich heute auch meinen Hund mitnehmen kann.“ Dies sei generell bei allen Wattwanderungen der Naturschutzgemeinschaft Sylt möglich, erläutert Caspersen – „doch tatsächlich kommen selten Teilnehmer mit Hund“.
Da alle Vierbeiner brav und folgsam sind, kann der Wattführer den Tierhaltern allerlei Wissenswertes über den Nationalpark Wattenmeer berichten. Und natürlich werden alle Funde neugierig begutachtet. Hier eine Herzmuschel, dort eine Pantoffelschnecke und dann ein Wattwurm – zu jeder Entdeckung weiß Caspersen etwas zu berichten. Auch die Hunde gehen, so weit es ihre Leinenlänge zulässt, auf Entdeckungstour. Ein Cockerspaniel schnüffelt vorsichtig an einer Alge, ein Königspudel nimmt die Witterung einer toten Strandkrabbe auf. Nach eineinhalb Stunden haben dann alle wieder festen Boden unter den Füßen respektive Pfoten. Wohin jetzt der nächste Weg führt, ist klar: Ab unter die warme Dusche und das Watt aus dem Fell spülen.
Frank Deppe
Entnommen aus: Sylter Rundschau, Montag 11. November 2013


