C.P. Hansen-Preis ging an den „Arzt für die Sylter Landschaft“

Dr. Roland Klockenhoff nahm gestern den C.P. Hansen-Preis entgegen

Keitum Wie lobt man einen Menschen, der nicht gelobt werden will? Vor dieser Frage stand Prof. Dr. Karsten Reise am gestrigen Sonntag: Vom diesjährigen C. P. Hansen-Preisträger Dr. Roland Klockenhoff wurde er gebeten, „bei der Preisverleihung eine Laudatio zu halten, ohne ihn zu loben“. Seine Lösung: Er lobte Klockenhoffs Mutter, die ihn vor 62 Jahren zur Welt brachte und bei der Erziehung offenbar einiges richtig gemacht hat sowie Silke Schütt-Klockenhoff, „die ihren Ehemann stets vor möglichen Entgleisungen bewahrte.“ Zuletzt galt das Lob des Laudators dem C. P. Hansen-Kuratorium für seine Entscheidung, „nach vielen Kulturschaffenden diesmal einen Naturschaffenden zu ehren“. Mit der für ihn typischen, zurückhaltenden Bescheidenheit – und auch ein wenig Rührung – ließ Roland Klockenhoff die Ehrung und die stehenden Ovationen der rund 300 im Friesensaal in Keitum anwesenden Gäste, darunter Staatssekretär Ingbert Liebing, Bürgermeister Nikolas Häckel, Bürgervorsteher Peter Schnittgard, Vertreter aus Sylter Politik und Vereinsleben sowie zahlreiche ehemalige C. P. Hansen-Preisträger, über sich ergehen und betonte, „dass ich hier für eine Vielzahl von Mitstreitern stehe, denn Naturschutz ist immer eine Gemeinschaftsleistung und kommt ohne Hilfe nicht aus.“

Seit 25 Jahren ist Roland Klockenhoff Vorsitzender der Naturschutzgemeinschaft Sylt, die sich für die Betreuung der Naturschutzgebiete Braderuper Heide und Morsum Kliff verantwortlich zeigt, sich mit der Heidepflege auf Sylt befasst und das Naturzentrum Braderup betreibt. Er gibt naturkundliche Führungen, engagiert sich politisch als Mitglied der Grünen in der Sylter Gemeindevertretung und als Vorsitzender des Umweltausschusses und hat sich auf vielen Wegen für den Erhalt der Sylter Natur und Landschaft bezahlt gemacht, weiß auch der Laudator und berichtete – natürlich ohne zu loben –warum die Arbeit der Naturschutzgemeinschaft so wichtig ist: „Wir haben die Natur so tiefwirkend verändert, dass wir sie nicht mehr alleine lassen können. Wo Natur so von Kultur durchdrungen ist wie bei uns, sollten die einschlägigen Protagonisten sich ergänzen“, so der Redner. Preisträger Klockenhoff sei nie ein Freund des „Einzäunungs-Naturschutz“ gewesen und habe nicht nur Wert daraufgelegt, dass Natur erlebbar bleibt, sondern sei mit seinen Ideen der Zeit immer einen Schritt voraus gewesen: „So hast du als erster und einziger Insel- und Gästekinder angestiftet, in ausgewählten Dünen zu toben.“ Was als Tabubruch galt, halte der Laudator auch heute noch für die richtige Idee: „Die Befestigung der Dünen hat das Sandförderband zum Erliegen gebracht, das die Insel vor dem Auseinanderbrechen bewahrt“, erklärte der Meeresbiologe und rief dazu auf, die Dünenbewegung durch Sandschleusen wieder zum Laufen zu bringen, wie sie einst bereits C. P. Hansen beschrieben hatte.

Nicht nur in diesem Punkt sind der Namensgeber des Preises und sein 55. Empfänger Brüder im Geiste: Ebenso wie der Lehrer und Chronist Christian Peter Hansen vor etwa 200 Jahren war auch Roland Klockenhoff zeitlebens begeisterter Sammler: „Du hast Versteinerungen von Schnecken gefunden, die für die Wissenschaft neu waren“, berichtete Reise in seiner Ansprache, „und mit kalten Fingern den fossilen Pelikanfuß aus dem Glimmerton geklaubt – eine Schnecke, die C. P. Hansen schon vor mehr als 100 Jahren am Morsumer Kliff fand.“ In seiner Sammlerunruhe fand er nicht nur Fossilien, berichtete Klockenhoff in seiner Dankesrede, sondern auch Zeugnisse, wie die Menschen ihre Landschaft verändern: „In meiner Kindheit waren es der erste Wohlstandsmüll, Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkrieges und Teer – heute sind es Paraffin, Plastik – und sogar Computer, wie ich Ende der 1970er-Jahre einen am Strand gefunden habe.“ Auch das soziale Gefüge habe sich geändert: „Wo wir damals vom Badegast sprachen und später vom Touri, sind es heute Worte wie Tourismusindustrie und Overtourism, die unseren Alltag bestimmen.

Roland Klockenhoff bei der Preisverleihung. Sylt Connected