Eine Woche bei der NSG, dank des Ökiglücks
Lisa H., eine Freiwillige aus dem Botanischen Garten in Klein Flottbek in Hamburg verbrachte im Rahmen des Austauschprogramms Ökiglück eine Woche bei uns in der Naturschutzgemeinschaft, hier ist ihr Bericht dazu:
Das Ökiglück- was verbirgt sich hinter diesem etwas zu kitschig geratenen Namen? Das Ökiglück ist die beste Gelegenheit, seinen Horizont im FÖJ zu erweitern; und zwar ganz buchstäblich. Es ermöglicht jedem FÖJler, eine andere Einsatzstelle (und das deutschlandweit) zu besuchen, und dort eine Woche mitzuarbeiten, mitzuleben und mitzuERleben.
Mein Glück war es, dass ich einen Freund habe, der wohl auf einer der schönsten Einsatzstellen Schleswig-Holsteins tätig ist: Der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. -und wie der Name schon verrät, arbeitet er dort, wo andere Urlaub machen, die Strände genießen, und Ihre reetgedeckten Zweit-/Dritt-/Vierthäuser nur einmal im Jahr im Sommer sehen.
Für die Freiwilligen der NSG sieht das zwar etwas anders aus- ihre Unterkunft direkt an der Arbeitsstelle heißt passend nur die Butze, ich wette aber, dafür um einiges gemütlicher und fröhlicher- langweilig wird es auf jeden Fall nicht.
Ich muss sagen, dass ich mit der Erwartung herkam, das im Winter auf dieser Einsatzstelle eher tote Hose ist; keine Führungen, weniger los auf der Insel generell, etc. Das war nicht der Fall. Ich wurde von Thilo an der Station Westerland in Empfang genommen und wir radelten hoch nach Braderup. Tatsächlich hatte die Einsatzstelle schon einen sehr genauen Wochenplan für mich erstellt:
Montag | Dienstag | Mittwoch | Donnerstag | Freitag | |
Vormittags | Ankommen | Gebiets- betreuung Heide |
Morsum GB | Winter-
projekts- planung |
Nach-
besprechung & Rückfahrt |
Nachmittags | Heidewanderung Braderup | Jugend- gruppe |
Vogelzählung Morsum | Zentrums-
dienst |
Und man glaube mir eines: Meine armen Schreibtischsitzer-Beine sind nicht verschont geblieben. Allein die Tour nach Morsum braucht eine Stunde, dabei durch überspülte Wege (durch locker 10cm Wasser also!), durch Matsch, den nur die Profis meistern konnten – ich bin abgestiegen- und bei gefühlter Windstärke 100. Und das ist dann ja nur der Weg DAHIN. Ich jedenfalls, bin nach dieser Woche fitter den je, und bin jeden Abend wie ein Stein ins Bett gefallen.
Neben dem Fakt, das die FÖJler hier nicht nur radeln können wie der Teufel, sondern auch essen können, als gäbe es kein Morgen (ist ja auch kein Wunder, wenn man 1. zu 99% aus puren Muskeln besteht, und 2. vom Biomarkt von nebenan durch Foodsharing versorgt wird), nehme ich viele gute Erfahrungen wieder mit nach Hamburg. Ob nun Wissen über Führungskonzepte, über die Heide und das Watt, über Kinderbetreuung oder nur die Unterschiede zwischen den Strukturen zwischen Hamburg und hier. Mein persönliches Highlight war wahrscheinlich wenig überraschend die Vogelzählung auf Morsum. Da ich aus dem Botanischen Garten in Klein Flottbek kam, der an die Uni angegliedert ist, war es auch unglaublich interessant, mal zu sehen, wie eine kleine, selbstständige NGO arbeitet. Selbst kleine Dinge, wie die tägliche Dienstbesprechung, waren für mich ganz neu, weil ich ja als einzige FÖJlerin in meiner Einsatzstelle eine ganz andere Dynamik erlebe- die NSG ist viel deutlicher auf die FÖJler (und BFDler) angewiesen; im Gegenzug sind sie eben auch unersetzlicher.
Auch in der Wohnsituation gibt es Unterschiede: In Hamburg nämlich gibt es viele, die auch aus Hamburg stammen und daher auch noch bei den Eltern wohnen, dafür gibt es mehr selbstorganisierte Treffen, da alles näher beieinander liegt. Das wird hier auf Sylt aber ganz gut durch das WG-Leben kompensiert- einsam wird es jedenfalls nicht.
Was aber alle gemeinsam haben, ist, dass alle ihr FÖJ in vollen Zügen genießen, egal, ob in der großen Stadt oder auf der Insel.