Die Welt geht vor die Hunde…
… oder shit happens.
Der canis lupus familiaris, der gemeine Haushund, markiert wie jeder weiß sein Revier. Dabei achtet er nicht darauf, ob es das Naturschutzgebiet oder die Kliffmeile ist. Wie nur kann man den Hundehalter am anderen Ende der Leine dazu animieren, erstens die optischen Markierungen aufzusammeln und zweitens eben jene fach- und sachgerechte zu entsorgen? Eine Erfolg versprechende Lösung muss dabei zwingend die unterschiedliche Charakteristika der Sylter und seiner Gäste berücksichtigen.
Man könnte für den ökologisch orientierten Hundehalter selbstgestrickte Hundekotbeutel, aus linksdrehender-biologisch-dynamischer Schurwolle anbieten. Der modische Hundefreund bevorzugt möglicherweise ein mit Swarowski-Strasssteinen bestztes Beutelchen im zarten rosa. Wohingegen der politmündige Bürger mit einem süffisanten Lächeln zum Beutelchen greift, wenn dieses mit dem Konterfei eines Kommunalpolitikers besetzt ist. Der Hundekotbeutel gegen Rechtsextremismus, also für jedermann, ist braun und hat die Aufschrift:“Das Braune muss weg“. Auch für die Insel-Minorität der finanzaffinen Hundeliebhaber ließe sich ein schlichtes, in Gold ausgfeülltes Dollarzeichen als Aufdruck kreieren.
Unsere Mülleimer könnten dann zwar zu „Würstchenbuden“ degenerieren, aber dies sollte in Anbetracht der dramatischen Situation zweitrangig sein.
Auch die insularen Tourismusverbände haben zwischenzeitlich den Ernst der Lage und den Kern der Probleme erkannt und leisten im Rahmen besonderer Hundeevents wahre Pionierarbeit. Die durch diese Veranstaltungen angesprochenen mono- und multi-Hundehalter lernen in pädagogisch aufbereitenden Kursen beispielsweise, wie Hunde longiert werden. Dem geneigten Beobachter stellt sich dann zwar schon die Frage, ob dieser Hundeaktionismus Teil des Problems oder Teil der Lösung ist. Aber sei’s drum. Ein Anfang ist gemacht.
Sofern wider Erwarten dies alles nicht zum gewünschten Ergebnis führt, bliebe noch das ultima ratio, im Rahmen einer konzertierten Aktion die Initiative „PRO Hundekot“ zu gründen. Diese initiative könnte sich im Sinne eines reziproken Ansatzes folgender Themen annehmen: Leinenpflicht für Rehe und Hasen, Wesentests für Radfahrer, Rastverbot für Zugvögel im Watt, freies Abkoten und ganzjähriges Jagen für Hunde in allen Naturschutzgebieten sowie schlussendlich den Maulkorb für Naturschützer. Die Exkremente sollen von den Gemeindemitarbeitern eingetütet werden, die bei der Ausführung dieser Tätigkeit eine Arbeitsweste mit der Aufschrift „I kehr for you“ tragen. Der Hundekot wird sodann als organisches Brennmaterial an private Haushalte für 99 Cent pro 100 Gramm verkauft und leistet somit einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Energiewechsel in diesem unseren Lande und zum Imagewandel desselben.
Jaja… shit happens!
von Ilka Köchy-Winter