Schwere Zeiten für den Kiebitz
Weil Kiebitze auf Sylt immer seltener werden, will ein Urlauber dafür sensibilisieren
Wenn der Sylter Jäger Paul Johannsen früher ein Kiebitz-Nest gesucht hat, so fand er eins innerhalb von Minuten. Aber als er im vergangenen Herbst mit anderen Jägern zusammensaß, musste er berichten, dass er kein einziges auf der Insel finden konnte. „Deshalb war er auch nicht in der Lage, den jungen Leuten in der Jägerausbildung zu zeigen, wie diese Nester aussehen und was es zu schützen gilt“, erzählt der Dortmunder Klaus Schwering. Er wohnt seit sieben Jahren während seiner Sylt-Aufenthalte bei Johannsens und ist ebenfalls Naturfreund und Jäger. „Ich habe sofort Abhilfe versprochen“, sagt Schwering. Die Bekannte seines Sohns ist Präparatorin im Landesmuseum Münster. Sie fertigte eine genaue Kopie eines Kiebitznestes, mit den typischen vier braun-schwarz gefleckten Eiern an. Dieses Nest konnte Schwering jetzt den Morsumer Jägern zu Anschauungszwecken überreichen.
Stellt sich nur noch die Frage, warum Paul Johannsen auf Sylt keine Kiebitze mehr finden kann. „Früher kamen die hier zu tausenden vor“, erklärt Schwering und verweist auch auf den Kiebitzweg in Westerland. „Man wurde regelrecht angegriffen, wenn man sich einem Nest näherte, weil die Vögel ihre Jungen beschützen wollten.“ Das Problem liege darin begründet, dass die Kiebitze ihre Nester mitten auf Feldern und Wiesen bauen.
Der Ornithologie Klaus Günther aus Husum bestätigt die Beobachtung, dass die Kiebitz-Zahlen auf Sylt rückläufig sind. Schuld daran sei ein Wandel in der Landwirtschaft und die Trockenlegungen der Wiesen. Dadurch würden die Kiebitze und andere Vogelarten beim Brüten gestört oder fänden nicht mehr ausreichend Futter. Dazu komme noch eine Gefährdung durch Füchse. Außerdem habe der plötzliche Wintereinbruch im März dazu geführt, dass viele Kiebitze verhungert und erfroren sind. Dennoch gäbe es besonders in Sylts Osten noch Kiebitze auf der Insel. In den vergangenen drei Monaten wurden in Keitum zwischen 100 und 300 Tiere gezählt, in Morsum maximal zehn.
Der Dortmunder Klaus Schwering hofft, dass sich in Zukunft wieder mehr Kiebitze auf Sylt ansiedeln. Sein Vorschlag: Naturschützer könnten Nester absperren um deren Schutz zu garantieren. Damit gerade junge Leute diese Neser auch erkennen, hat er das künstliche Nest mit auf die Insel gebracht.
Entnommen aus der Sylter Rundschau Dienstag, 1. Oktober 2013.