Naturschützer sträuben sich gegen Bau eines Schwimmstegs
Zwist in List: Zwei Sylter Unternehmer wollen einen Schwimmsteg für den Wassersport anlegen. Naturschützer fürchten einen Musterfall und protestieren gegen das Projekt.
Investition in die Zukunft der Gemeinde oder schädliche Kommerzialisierung des Wattenmeeres – ein geplanter Schwimmsteg vor dem Hotel Strand in List sorgt für Meinungsverschiedenheiten zwischen Naturschützern, Unternehmern und Gemeindevertretern.
Stein des Anstoßes ist ein 40 Meter langer und fünf Meter breiter Schwimmsteg, den die Firma Jordsand Boote GmbH an der Küstenlinie anlegen will. Die mit 160.000 Euro veranschlagte Konstruktion soll nach Angaben des Unternehmens mit Sitz in Kampen Segellehrgänge im Zeitraum von April bis Oktober ermöglichen. Eine Klappbrücke und einen Stieg als Zugang für den geplanten Steg gibt es bereits. Mit dem Antrag will Bauherr Rainer Dethlefs die Anlage jetzt vervollständigen. Der Steg soll aus einem System von schwimmfähigen Kunststoffelementen bestehen.
Rückendeckung bekommt er dabei von der Gemeinde List. Auch Bürgermeister Wolfgang Strenger wünscht sich mehr Segelsportler in der nördlichsten Gemeinde Deutschlands: „List soll mit einem solchen Angebot noch attraktiver werden.“ Bereits vor Jahren sei die Idee für ein solches Projekt aufgebracht worden. Für Strenger ist daher klar: „Wenn noch Genehmigungen von Seiten der Gemeinde ausstehen sollten, so werden wir diese gerne geben.“
Verkompliziert wird das Steg-Vorhaben dadurch, dass auch der Eigentümer des angrenzenden Hotels Strand, Dirk Rose, die Küste erschließen möchte: „Wir wollten schon immer einen Steg bauen. Ein 25-Meter-Ponton-Steg liegt schon bei uns im Lager.“ Man habe bisher wegen der Sandaufspülung auf die Aufstellung verzichtet. Rose bezweifelt zudem, dass Unternehmer Dethlefs seinen Steg momentan überhaupt bauen darf: „Wir haben das Gelände auf zehn Jahre von ihm gepachtet.“
Im Gegensatz zur Gemeinde und dem Bauherren lehnen Naturschützer den Schwimmsteg entschieden ab. In einer Erklärung der Naturschutzgemeinschaft Sylt kritisiert Dr. Roland Klockenhoff als 1. Vorsitzende den geplanten Bau: „Letztlich handelt es sich um ein privatwirtschaftliches Vorhaben in einem streng geschützten Bereich. Wir befürchten auch eine Präzedenzfallwirkung für andere Hotelanlagen in Wattnähe, zum Beispiel vor dem Hotel Arosa, dem Hotel Fährhaus Munkmarsch oder dem Hotel Budersand in Hörnum.“
Auch die Arbeitsgemeinschaft der anerkannten Naturschutzverbände in Schleswig-Holstein (AG-29) ist gegen das Projekt. Aus Gründen des Vogelschutzes dürfe der Schwimmsteg nicht gebaut werden, so Ragnar Schaefer. Darüber hinaus liege es nicht im öffentlichen Interesse, „dass jede Segelschule ihre eigenen Häfen in Schutzgebiete hinein baut“. Als Ausweichstandort für den Schwimmsteg sei die Nordmole des Lister Hafens besser geeignet.
Dem widerspricht die Firma Jordsand Boote GmbH in ihrem Bauantrag: „Der geplante Steg dient dazu, Manöver unter Segel wie zum Beispiel Anlegemanöver in der Segelausbildung zu üben. Das ist im Hafen List aufgrund seiner Größe und Wasserfläche sowie insbesondere der Windabdeckung durch die Hafenmolen nicht möglich.“ Zusätzlich hat die Firma bei der Kieler Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung ein Gutachten in Auftrag gegeben, das das Vorhaben als „verträglich mit den Erhaltungszielen des Gebietes“ einstuft.
Noch ist das letzte Wort in der Sache nicht gesprochen: Das Kieler Landwirtschaftsministerium muss dem Vorhaben noch grünes Licht geben.
Entnommen aus der Sylter Rundschau Mittwoch, 25. September 2013.