Der Plastik-Müll kommt mit der Flut
Müllzählung an Sylter Stränden: Die Naturschutzgemeinschaft Sylt untersuchte den Unrat, der täglich an die Inselstrände gespült wird.
Sylt Wer besucht schon den Strand, um dort statt nach Muscheln lieber nach Müll zu suchen? Dieser ungewöhnliche Umstand war indes die Basis eines Pilotprojekts der Naturschutzgemeinschaft (NSG) Sylt, dessen Funde nun ausgewertet sind. Eine Erkenntnis: Der Anteil an Mikroplastik-Teilchen im Sand fiel unerwartet hoch aus.
Wie sich der Unrat zusammensetzt, den die Nordsee tagtäglich an die Strände der Insel spült, dieser Frage wollte die NSG einmal konkret nachgehen (wir berichteten) und fand dabei willige Helfer in den Reihen der jüngsten Sylter: „Rund 30 Kinder im Alter ab acht Jahren halfen bei der Aktion mit“, freut sich NSG-Geschäftsführerin Margit Ludwig.
Angefangen von Sylter Horten über die Pfadfinder bis hin zu den Jugendgruppen der Naturschutzgemeinschaft machten sich engagierte Kinder mit Betreuern auf, um an zwölf Strandabschnitten entlang der Westküste und an drei Stellen an der Wattseite ein Müll-Monitoring vorzunehmen.
Zu diesem Zweck wurden jeweils neun Quadratmeter große Planquadrate abgesteckt und nach Müll jeglicher Art durchkämmt. Die fotografisch dokumentierten und in Beutel verpackten Funde wurden
sodann wissenschaftlich ausgewertet; dieser Part oblag Marina Schweikert, die an den Universität Lüneburg das Fach Umweltwissenschaften studiert.
„Dankenswerter Weise stellte uns das Alfred-Wegener-Institut in List unter Aufsicht von Dr. Christian Buschbaum einen Laborplatz zur Verfügung, um die Proben unter optimalen Bedingungen auswerten zu können“, berichtet Margit Ludwig.
Eine grundlegende Erkenntnis des Pilotprojekts: „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass Plastikteilchen in Größen unter fünf Millimetern in derart großen Mengen gefunden würden.“ Pro Strandabschnitt wurden im Durchschnitt 23 solcher Partikel aufgesammelt. Ein weiteres Resümee: „Zwischen Strand und Watt waren deutliche Unterschiede zu verzeichnen. So wurde beispielsweise im
Vergleich zum Watt die 38-fache Menge an Mikroplastikteilchen an der Westküste angeschwemmt.“
Die meisten Müllpartikel fanden sich laut Statistik an den untersuchten Strandabschnitten in Westerland und List, gefolgt von den Stränden Rantums und Hörnums sowie den Wattbereichen von Keitum und Braderup.
Um die Entwicklungen der Müllmengen und -arten grundlegend dokumentieren zu können, ist Kontinuität vonnöten. Bereits für den kommenden Herbst plant die NSG daher das nächste Müll-Monitoring.
Zuvor jedoch werden die Erkenntnisse der ersten Sammelaktion an prominenter Stelle präsentiert: Im Rahmen der der „International Conference on Prevention and Management of Marine Litter in European Seas“ vom 10. bis 12. April in Berlin werden Experten die Vorbeugung und Bewältigung von Abfallaufkommen in europäischen Meeren diskutieren.
Von Frank Deppe, 08.04.13, Sylter Rundschau