Tourismus im Wattenmeer
Ob mit dem Flugzeug in die Karibik oder dem Auto in den Süden Spaniens, im Vergleich zu diesen Urlaubszielen ist der Tourismus in der Wattenmeerregion natürlich deutlich umweltschonender. Trotzdem kann noch sehr viel mehr erreicht werden. Doch hierzu ist die Mitarbeit aller erforderlich, sowohl von der Tourismusindustrie, als auch von den Reisenden selbst.
Wichtige Punkte hierbei sind Unterkunft sowie An- und Abreise, Mobilität vor Ort, Verpflegung und Freizeiteinrichtungen. Im Folgenden möchten wir Sie informieren, was Sie in den jeweiligen Punkten zu einer besseren Klimabilanz beitragen können.
An und Abreise:
Dieser Bereich macht 34% des CO2-Fußabdrucks der Nordseeküste Schleswig Holsteins aus. Das Flugzeug spielt als Transportmittel für den Wattenmeerbereich so gut wie keine Rolle. Dadurch werden im Vergleich zu anderen Urlaubsregionen bereits einige Emissionen eingespart. Um die Umweltbilanz aber weiterhin zu verbessern, ist es nötig den Anteil der Gäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, auszuweiten.
Mobilität vor Ort:
Dieser Bereich ist mit 30% Emissionen in etwa genauso groß, wie der vorhergehende. Ebenso trifft man hier auf dasselbe Problem. Nämlich, dass das Auto das beliebteste Verkehrsmittel ist. Um dies zu ändern, kann man nur das öffentliche Verkehrssystem weiter ausbauen. Auch neue Ideen sind hier gern gesehen, wie die so genannten Frachtfahrräder, die auf Ameland zum Einsatz kommen. Diese kleinen Elektrowagen dienen dazu das Gepäck auf andere Weise zu transportieren, als mit dem eigenen PKW. Auch ist hierbei der Erlebniswert sehr viel höher als mit dem gewohnten Auto.
Mittlerweile gibt es bereits fünf autofreie Nordseeinseln und auch auf allen anderen kann man so gut wie alles bequem per Fahrrad oder zu Fuß erreichen. Vorteil hierbei ist, dass man die Natur sehr viel intensiver erlebt, wenn man sich auf den unzähligen Fahrrad- oder Fuß-Wegen bewegt, als wenn man mit dem Auto einfach an der unglaublichen Naturkulisse vorbeifährt. So kann man intensiver die Natur genießen und sich noch besser und stressfreier erholen.
Unterkunft
Auch der Punkt Unterkunft ist mit 23% Emissionsanteil noch zu verbessern. Wichtige Kriterien, auf die man hierbei achten kann, sind zum Beispiel, ob das Haus energetisch erneuert wurde oder von welchen Anbietern die Unterkunft den Strom bezieht. Grundvoraussetzung hierbei ist natürlich die Transparenz der jeweiligen Anbieter. Grundsätzlich gilt natürlich Camping als die umweltfreundlichste Methode.
Verpflegung
Mit immerhin 11% Emissionsanteil ist auch der Bereich Verpflegung noch zu verbessern. Dabei ist natürlich wichtig, woher die jeweiligen Produkte kommen, sprich ob sie einmal um die halbe Welt gereist sind oder von regionalen Anbietern stammen. Grundsätzlich ist vegetarische Kost natürlich umweltschonender als fleischlastige. Als Konsument*in kann man also schauen, von woher das jeweilige Restaurant ihre Produkte bezieht. An der Nordseeküste gibt es hierbei das Projekt „Feinheimisch“. Hierbei unterstützen Restaurants regionale Anbieter, meist zusätzlich aus Bioanbauten. Bei diesen Produkten ist der Emissionsanteil also schon mal deutlich geringer und meist zeigt sich dies auch in besserer Qualität.
Freizeitaktivitäten
Der letzte Bereich bezieht sich auf die Freizeitaktivitäten. Dieser macht mit 2% nur einen sehr geringen Anteil der Emissionen aus. Allerdings sind auch hier einige der Freizeitbeschäftigungen ausbaufähig.
Um die Emissionswerte zu verbessern hat sich die Wattenmeerregion 10 regionale Ziele zum Klimaschutz gesetzt. Am meisten Reduktionspotential bietet hierbei natürlich der Bereich der Mobilität. Ein wichtiges Ziel ist also neben der nachhaltigen Mobilität auch der Ausbau der Bahn- und Busverbindungen. Auch Pläne zum Ausbau des Radverkehrs und das Konzept der autofreien Inseln sollen weiter ausgearbeitet werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Ausbau der erneuerbaren Energien und Beschleunigung der energetischen Gebäudesanierung.
Was bisher bereits ganz gut funktioniert, um den Tourismus mit dem Naturschutz zu verbinden, sind Einrichtungen wie Infozentren oder die Installation von Schautafeln, die allgemein über den Lebensraum Wattenmeer berichten oder Bereiche wie Brutgebiete und geeignete Wege ausweisen. Auch das Anlegen von Parkplätzen und Wegweisern, oder allgemein die ganze Besucherlenkung dient dem Naturschutz. Diese tourismusbezogene Infrastruktur ist also sowohl attraktiv für den Gast als auch produktiv für den Umweltschutz. Dieser Beitrag zur Unterstützung wird größtenteils aus öffentlichen Geldern finanziert. Touristen selbst müssen keinen Beitrag dafür zahlen. Solche Nutzungsgebühren für den Naturschutz gibt es hier bislang nur sehr selten. Weltweit betrachtet funktionierten solche Nutzungsgebühren gerade in Welterbestätten sehr gut, weil viele Besucher mit dem Interesse den Naturraum zu schützen anreisen und somit den Naturschutz gerne freiwillig durch kleine Beiträge unterstützen.
Ein großes Problem ist, dass der Naturschutz im Wattenmeer trotzdem zu wenig finanzielle Mittel zur Verfügung hat. So bleibt zu wenig Geld übrig, um beispielsweise geschädigte Lebensräume wiederherzustellen oder um den Erhalt der Artenvielfalt zu bewahren, wobei diese Probleme durch den Klimawandel noch ansteigen.
Eine weitere Idee für eine bessere Finanzierung ist, unter anderem Eintrittsgebühren zu verlangen. Diese dienen neben der Einnahmequelle auch noch dazu die Besucherströme zu lenken oder den Zugang an Standorten mit begrenzter Tragfähigkeit zu begrenzen. Beispiel an der Wattenmeerküste ist hierfür die so genannte Kurtaxe die jeder Gast zahlt oder auch der kostenpflichtige Besuch in der Vogelkoje Kampen.
Die größte Einnahmequelle des Naturschutzes stellen noch immer freiwillige Beiträge und Spenden dar. Somit werden viele Dienstleistungen wie zum Beispiel Führungen gegen eine freiwillige Spende angeboten.
So bleibt uns für die Zukunft nur der Wunsch, dass Tourismus und Naturschutz Hand in Hand für den Erhalt unserer wunderbaren Landschaft arbeiten. Und sich auch jeder einzelne Gedanken darüber macht, was er persönlich an seiner Umweltbilanz verbessern kann.
Quellenangabe:
WWF-Heft „Reisen und Schützen: Wie kann Tourismus finanziell zum Schutz des Wattenmeeres beitragen?
WWF-Heft „Gute Aussichten! – Machbarkeitsstudie zum klimafreundlichen Tourismus in der Wattenmeer-Region