Der Missbrauch der Ozeane – Übermäßiger Sandabbau
Wir vergessen oft, wie wichtig die Ozeane für uns und unsere Umwelt sind. Sie sind die Lebensgrundlage für Meerestiere und für uns Menschen ein Rückzugsort für Erholung oder Abenteuer. Sie tragen aber auch auf eine andere Weise zu unserem täglichen Leben bei, von der die Meisten gar nichts wissen.
Sand ist nach Wasser die am meisten verbrauchte Ressource. Der Grund dafür: Sand steckt quasi in allem, was uns umgibt. Von Kosmetikartikeln, über Elektronik zu Solarzellen. Am meisten Sand verbraucht jedoch der Beton, aus dem unsere Häuser gebaut sind oder auf dem wir in Form von Straßen laufen. Ein durchschnittliches Familienhaus braucht 200 Tonnen Sand, 1 km Autobahn 30.000 Tonnen.
Der aus dem Meer gewonnene Sand, auch Meeressand genannt, hat eine einzigartige Stuktur: Sie ist kantig und stabil. Wüstensandkörner hingegen sind vom Wind rund geschliffen, sodass diese nicht an dem Zement haften können, was essentiell für die Betonherstellung ist. Somit kommt für die Bauindustrie lediglich Meeressand in Frage. Und sie benötigt viel davon, da Beton zu 2/3 aus Sand besteht.
Die zunehmende Nachfrage und die Tatsache, dass Sand über 100 bis 1000 Jahre entsteht, verstärkt die Knappheit enorm.
Einige Studien kamen zu dem Schluss, dass es bis 2100 keine Strände mehr geben wird, wenn wir mit dieser Geschwindigkeit weiter Sand abbauen: 24 indonesische Inseln sind bereits verschwunden. Insgesamt sind weltweit 75 – 90% aller Strände auf dem Rückzug. Neben tatsächlichem Landverlust bedeutet dies auch, dass der natürliche Lebensraum unzähliger mariner Arten zerstört wird.
Doch es gibt nicht nur Umweltfolgen unseres übermäßigen Sandverbrauches. Die Sandpreise sind in die Höhe geschnell; illegaler Sandabbau boomt. Überall auf der Welt werden Millionen Tonnen Sand gestohlen und illegal verkauft. In Indien ist die Sandmafia die größte kriminelle Vereinigung des Landes. Hier tauchen Einheimische in bis zu 12 Meter Tiefe, um den Sand vom Meeresboden in Eimern abzutragen und riskieren dabei ihr Leben. Aber nicht nur aktive Sandabbauer sind der Gefahr des Todes ausgesetzt. Es kürzlich kam es zu Toten bei einem Protest gegen Sandabbau in Gambia.
Auch auf Sylt hat der Sandabbau Konfliktpotential. Hier versuchten Küstenschützer und Green Peace Aktivisten das Sylter Riff zu schützen. Das Riff ist seit 2004 offiziell Naturschutzgebiet. Dennoch betreibt eine Hamburger Firma hier Sandabbau. Daraufhin beschloss Green Peace, dass Riff mit Naturscheinen vor den Saugbaggern zu schützen. Letztendlich schritten die Behörden ein und der Abbau im Naturschutzgebiet wurde eingestellt. Anderorts wird in Deutschland Sand in Sandgruben abgebaut. Auch hier ist wird massiv in Natur und Landschaft eingegriffen. Man darf jedoch auch nicht vergessen, dass sie auf der anderen Seite Pflanzen und Tieren einen wichtigen Lebensraum bieten.
Es steht außer Frage, dass sich etwas ändern muss. Mancherorts wird bereits nach alternativen Bauarten oder Substitutionen für Sand im Beton geforscht. Helfen Sie mit, Aufmerksamkeit für dieses besorgniserregende Phänomen zu schaffen!
Quelle: Maike Radermacher/trademachines
Diashow zur Sandkappheit