Das Komitee gegen den Vogelmord e.V. – ein Verein gegen die Vogeljagd
Das Komitee gegen den Vogelmord e.V.
1975 gründete eine Gruppe Berliner Vogelschützer den Verein „Komitee gegen den Vogelmord e.V.“ um dem Jagen und Fangen von Vögeln europaweit entgegen zu wirken. Noch heute ist die Jagd auf seltene Vogelarten besonders in einigen südeuropäischen Ländern Gang und Gäbe. Durch die erste Kampagne des Komitees „Kein Urlaubsort wo Vogelmord“ stellten sich die touristisch besiedelten Gebiete erstmals offen gegen den Vogelfang und vertrieben Wilderer aus den Regionen.
Heute hat der Verein seinen Hauptsitz in Bonn und steht unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Heinz Schwarze und dem 2. Vorsitzenden Alexander Heyd. Das Komitee zeichnet sich durch eine kleine Aktionsgemeinschaft aus, die durch kurze Wege im Verein ein schnelles und akutes Handeln bei Problemen ermöglicht. Heute zählt das Komitee 240 Mitglieder und finanziert sich ausschließlich durch Spenden von 11.800 Förderern, Zuschüsse und Erbschaften.
Die Haupttätigkeiten zeichnen sich vor allem durch das Einschreiten beim Verstoß gegen das Naturschutzrecht durch Vogelfänger, Jäger und Tierhändler aus. Jährlich werden mehrere hundert Jäger kontrolliert, Wilderer überführt und Jagdaufseher unterstützt. Dabei steht das Komitee in enger Zusammenarbeit mit der Polizei, der Forstverwaltung und dem Zoll. Ebenso unterstützt wird der Verein durch Partnerverbände vor Ort. In seinen Handlungen verstößt das Komitee zudem nie gegen die vor Ort geltenden rechtlichen Bestimmungen. Des Weiteren wirkt der Verein dem Vogelfang durch Initiativen auf parlamentarischer Ebene entgegen um die gesetzlichen Grundlagen für Tier- Natur- und Artenschutz zu verbessern.
Ebenso leistet das Komitee Lobbyarbeit und steht eng im Kontakt mit Behörden und Entscheidungsträgern in Brüssel, Rom, Valletta, Nikosia und Berlin. Gute Beziehungen zu Mitgliedern der nationalen Abgeordnetenhäuser und dem Europaparlament ermöglichen die Nähe zu Entscheidungen im Bereich des Natur-, Tier-, und Artenschutzes – so wirkt das Komitee aktiv an der Gestaltung des Umweltgesetzgebungsprozesses in Europa mit.
Ebenso leitet das Komitee Recherchen in den Kreisen der Tierhändler, Falkner und im Internet, meldet Straftaten den zuständigen Polizei- und Zollbehörden und verfügt über eine Datenbank, die illegale Aktivitäten bekannter Tierhändler festhält.
Das Komitee gegen den Vogelmord e.V. engagiert sich des Weiteren auch in Gerichtsverfahren in italienischen Verwaltungsgerichten für das Zufallbringen der Abschuss- und Fanggenehmigungen geschützter Arten. Damit erzielte der Verein in den letzten 15 Jahren Erfolge in der Lombardei, Umbrien, der Toskana und in Friaul und verhinderte den Abschuss von ca. einer Millionen Buch- und Bergfinken, Staren und Sperlingen.
Aktuell veranstaltet der Verein jährliche Zugvogelschutzcamps in Italien, Frankreich, Spanien, Malta und Zypern, bei denen ehrenamtliche Helfer 10.000 Fallen und Netze einsammeln, in Kooperation mit der Polizei und Jagdaufsehern hunderte Wilderer stellen und für eine nachhaltige Bekämpfung von Vogelfang- und Vogeljagd einstehen.
Vogelfang in Europa
In vielen südeuropäischen Ländern, aber auch in Frankreich und Deutschland sind der Fang und die Jagd auf gefährdete Vogelarten noch immer eine wohlgepflegte Tradition. Auf ihrem Zugweg in den Süden geraten die Vögel in den Kugelhagel hunderttausender Wilderer. Das Komitee gegen den Vogelmord e.V. setzt sich vor Ort in diesen Ländern ein, um die Tötung gefährdeter Arten und Zerstörung unseres Ökosystems zu stoppen.
Mit seiner zentralen Mittelmeerlage ist vor allem Italien ein wichtiger Anlaufpunkt für den Vogelzug. Vom Mitte September bis Anfang Februar sind 36 Arten zum Abschuss freigegeben. Betroffen sind Feldlerchen, Singdrosseln, Turteltauben und Wat- und Wasservögel. In Italien sind ca. 750.000 Jäger registriert, die in einem Zeitraum von 60 Tagen 30 Vögel pro Tag schießen dürfen. Somit verzeichnet Italien jährlich 17 Millionen ermordete Vögel. Um diesem massiven Jagdkontingent entgegenzuwirken veranstaltet das Komitee jährliche Zugvogelschutzcamps um die Zugwege zu überwachen und mit Carabinieri und Forstpolizisten illegale Fallen abzubauen. Vom Komitee engagierte Anwaltskanzleien streiten in Mailand und Brescia vor Gericht für besseren Zugvogelschutz. Von Deutschland aus steuert das Komitee Protestaktionen gegen den Vogelfang und die Vogeljagd.
Der Zwergstaat Malta ist aufgrund seiner zentralen Lage im Mittelmeer ein wichtiger Trittstein für den Vogelzug. Hier sind vor allem Schreiadler, Wespenbussarde, Wiesenweihen, Falken, Reiher, Pirole, Ziegenmelker, Schwalben und Finken begehrte Jagdziele. Die Wilderer lauern den Tieren an ihren Schlafplätzen auf und nutzen die Wehrlosigkeit um ganze Schwärme auszulöschen. Die maltesische Polizei setzt sich zwar gegen die Vogeljagd ein, die Situation erschwert sich aber dadurch, dass ca. 15 000 Jäger 10 Beamten pro Schicht gegenüberstehen, das Größenverhältnis ist also sehr unausgewogen. Um diese Ungerechtigkeit auszugleichen, organisiert das Komitee gegen den Vogelmord e.V. Zugvogelschutzcamps sowie Aufklärungs- und Protestkampagnen für besseren Zugvogelschutz und unterstützt somit die Beamten vor Ort. Vor Gericht setzen sich Anwälte für eine Kürzung der Jagdzeiten und ein Verbot der Frühlingsjagd ein.
Mit Malta ist auch die Insel Zypern ein Brennpunkt der Wilderei. Vor allem in Mandel- und Olivenhainen, Gärten und Macchien stellen die Jäger ihre Fallen auf. Die häufigsten Opfer sind Drosseln, Grasmücken, Kuckucke und Eulen, die auf Zypern als Delikatesse gelten. Gemeinsam mit dem Partnerverein Lega Abolizione Caccia sammelt das Komitee jährlich bis zu 10.000 Leimruten ein. Des Weiteren engagiert sich der Verein auch hier in Vogelschutzcamps und baut in Kooperation mit den Behörden mehr als 3500 Fanggeräte ab, macht elektronische Lockanlagen unschädlich und befreit hunderte Vögel. Durch Hinweise des Komitees an die Behörden der Militär- und Umweltpolizei sowie an die Jagdaufseher werden pro Saison bis zu 20 Wilderer überführt. Restaurants, die Vögel auf der Speisekarte anbieten, werden regelmäßig kontrolliert und angezeigt.
Mit 1,3 Millionen Jägern ist Frankreich der Vorreiter des Vogelmords. Der Vogelfang findet besonders in den Ardennen und Südfrankreich großen Anklang und gefährdet jährlich die Feldlerche und den Ortolan. In Frankreich gilt die Jagd als Volkssport, deshalb herrschen hier trotz der EU-Vogelschutzrichtlinie von 1979 extreme Zustände. Das Ziel des Komitees ist es, mit Unterstützung des EU-Parlaments und der EU-Kommission die Vogelschutzrichtlinie in ein Nationales Recht umzusetzen. Der Verein engagiert sich gegen den legalen Vogelfang, Dokumentiert die Zustände vor Ort, leitet Protestaktionen an und versucht, den Vogelfang mit Lobbyarbeit in Brüssel zu unterbinden.
Die Annahme, Deutschland sei in Sachen Natur- und Tierschutz besonders weit fortgeschritten trügt, denn dank unseres 30 Jahre alten Jagdgesetztes läuft die Jagd immer noch ohne moderne, ökologisch Erkenntnisse ab. Auch in Schutzgebieten ist die Jagd auf geschützte Arten wie Kormorane, Graureiher und Rabenvögel erlaubt. Auch Greifvögel werden durch Fang, Vergiftung und Abschuss getötet und als Trophäe ausgestellt. Geschmuggelte exotische Vögel aus den Tropen und Osteuropa wie zum Beispiel Papageien und Enten werden von Sammlern aufgekauft und gegen die artgerechte Haltung eingesperrt. Das Komitee gegen den Vogelmord e.V. hat es sich zum Ziel gemacht, das Jagdrecht zu reformieren, die Jagd auf Zugvögel zu kontrollieren, Greifvögel vor Verfolgung und Tierhandel zu schützen, Wiesenweihen und Trauerseeschwalben zu schützen und unterstützt mit dem Projekt „Froschland“ eine Weiherlandschaft. Durch das Komitee konnte die Jagdzeit bereits auf mehrere Arten verkürzt werden.
Mit der Costa Blanca und der Costa Brava hat auch Spanien einen wichtigen Anlaufpunkt des Vogelzugs. 35 Arten sind zum Abschuss freigegeben, darunter 8 Gänse- und Entenarten, Wachteln, Turteltauben, 4 verschiedene Drosseln und der Star. 950.000 Jäger schießen im Jahr 11 Millionen Vögel. Im Südosten der iberischen Halbinsel werden Finken und Stieglitze mit Schlagnetzten gefangen und als Stubenvögel verkauft. An der Küste und auf den Balearen werden Singvögel mit Schlagfallen gefangen, auf Mallorca, in Katalonien und Valencia ist die Jagd auf Drosseln erlaubt, die hauptsächlich mit Leimruten gefangen werden. Deshalb werden hier seit 2011 Vogelschutzcamps in Ostspanien veranstaltet, die örtliche Partnerverbände unterstützen und bei Gerichtsverfahren Jagd- und Fanggenehmigungen anzweifeln.
Wie kann man selbst tätig werden?
Die Vogeljagd hat massive Auswirkungen auf uns und unser Ökosystem. Besonders hier im Wattenmeer ist ein stetiger Rückgang verschiedener Arten immer deutlicher zu beobachten. Wer sich selbst engagieren will um das Komitee zu unterstützen, findet auf deren Website unter https://www.komitee.de/ eine Anleitung dazu, wie man sich für eines der Vogelschutzcamps anmelden kann. Dafür geeignet sind diejenigen, die Interesse, Motivation und Ausdauer mitbringen und dazu bereit sind, aktiv anzupacken. Kommt eine Teilnahme bei einem Camp nicht infrage, findet man unter https://www.komitee.de/content/vogelschutz-praktisch weitere Informationen, wie man sich in seinem Alltag für das Wohl der Vogelwelt einsetzen kann.