Der Blick in den Tiertransporter – Was sich hinter den Wänden abspielt
Das eingeschweißte Fleisch wandert aus der Kühltruhe in den Einkaufswagen und von dort direkt auf die Teller. Stücke sind oft bereits geschnitten und gewürzt, zudem sehr günstig, einfach zu verarbeiten und nahrhaft. Dies führt dazu, dass Fleischprodukte aus unserer Ernährungspyramide kaum weg zu denken sind. Weniger selten geht der Gedanke daran, wie das Tier den Weg bis zum Stück Fleisch durchschritt, verloren.
Damit wir als Konsumenten permanent gesättigt und zufrieden sind, werden auf deutschen Straßen täglich bis zu 3,7 Millionen Tiere transportiert. Dabei sind die Hintergründe der Tiertransporte ernüchternd. 8 bis 24 Stunden müssen die Tiere ohne Pause im fahrenden Transporter ausharren, die Zahl der Überschreitungen steigt kontinuierlich. Der Platz für die Tiere ist bis auf Zentimeter exakt begrenzt. Rechtlich gesehen steht einem 100 kg schweren Mastschwein ein halber Quadratmeter zu – an Bewegungsfreiheit ist für das aufgeregte Tier dabei nicht zu denken. Die Temperaturspanne liegt zwischen 0 bis 35 Grad, Komfort und Ruhe spielen keine Rolle. Die Tiere haben während der Fahrt erschwerte Möglichkeiten, um an Wasser zu gelangen, der Platzmangel und die zu hohe Anbringung der Wassertränken hindert sie daran. Auch die Gesundheit der Tiere fällt unter die Kriterien für artgerechte Transporte, wird aber immer wieder missachtet. Die Tiere wehren sich, werden aber mit Gewalt in die Transporter gezogen. Verletzungen entstehen regelmäßig und verstoßen so gegen die Richtlinien.
Diese mögen zwar sehr gering sein, trotzdem stellt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit regelmäßige Verstöße fest. 2017 wurden 6200 Missachtungen gezählt. Unter die Kontrollen fallen die Beförderungsdauer, vorhandene Transportpapiere, Ladedichte, Lüftung sowie Temperaturüberwachung. Trotz bekannter Überschreitungen werden nur ein Prozent aller Tiertransporte kontrolliert. Der Staat beteiligt sich durch Sanktionen in Form von Belehrungen, ist sich aber bewusst, dass der Kostendruck im Transportgewerbe, schlecht funktionierende und überalterte Transportfahrzeuge und unzureichend ausgestatte Grenzkontrollen die Problematik weiter vertiefen. Obwohl der ethische Tierschutz im Grundgesetz verankert ist, hält sich der Aufwand der Regierung in Grenzen.
Das Deutsche Tierschutzbüro e.V. macht nun mit einem umgebauten Tiertransporter auf diese Problematik aufmerksam. Nachdem ein Laster 2016 in Transport-Ruhestand ging, fungiert er nun als Mahnmal der Schlachttransporte. Das Innere des Transporters wurde zu einer Ausstellung umgebaut, die Klarheit über die Hintergründe der Tiertransporte verschaffen soll. Leinwände zeigen Bilder, aus Lautsprechern tönen die Schreie von Schweinen. Das Schicksal der Tiere am eigenen Leib zu erfahren, soll zum Nachdenken anregen. So können auch wir unser Konsumverhalten ändern, indem wir beim nächsten Einkauf abwägen, ob der Kauf der billigen Ware auch durch Alternativen ausgeglichen werden kann.
Quelle: https://zeitung.shz.de/sylterrundschau/1883/